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Fahren bis der Arzt kommt?

Mobil unterwegs sein, schnell von hier nach dort gelangen und sicher ankommen ist das Ziel, egal in welchem Alter. Der Anteil Älterer als Verur­sacher von Verkehrs­un­fällen liegt bei 11%, was aber auch an gerin­gerer Verkehrs­teil­nahme über 65 liegt.

Die Meldung des Unfalls vor Jahren in Menden, hat eine Diskussion ausgelöst. Der Unglücks­fahrer war 79 Jahren. Unklar ist, wie es dazu kam, speku­liert wurde ein Schwä­che­anfall oder Herzin­farkt. Ein techni­scher Defekt wurde ausge­schlossen, ein Gesund­heits­gut­achten lag noch nicht vor.

Eine Pflicht­un­ter­su­chung zur Fahrfä­higkeit ab gesetzlich bestimmten Alters­grenzen ist im Gespräch, wird aber vorherr­schend abgelehnt, (DEKRA). Dagegen spricht: Jugend­liche zwischen 21–25 haben exakt das gleiche Unfall­risiko wie über 80 jährige und es gibt keine beson­deren Auffäl­lig­keiten bei Fahrern bis zum 80. Lebensjahr.

Pflicht oder Kür?
Fragen stellen und ehrlich antworten Anderer­seits gibt es im Durch­schnitt ab 60 mehr Krank­heiten. Vielfa­ch­er­kran­kungen die mehrere Medika­mente täglich erfordern und einge­nommen werden, können die Fahrfä­higkeit mindern. Infor­ma­tionen bei der Verschreibung neuer Medika­mente muss gewähr­leistet sein und vom Patienten auch abgefragt werden. Eine mit dem Alter einher­ge­hende und nachge­wiesene, vermin­derte Reakti­ons­fä­higkeit sollte überprüft werden. Auch Mangelnde Wahrneh- mungs­fä­higkeit ist bei älteren Fahrern deutlich öfters festzu­stellen. Brillen­träger sind über Ihre Sehver­mögen meist gut im Bilde, sollten aber regel­mäßig die Brille überprüfen lassen. Im Alter kann es zu neuen Fehlsich­tig­keiten kommen, die vielleicht gar nicht so auffallen, Nacht­blindheit zum Beispiel, ein Check beim Optiker um die Ecke gibt Gewissheit und Sicherheit. Gutes Hören ist wichtig und sollte ebenso regel­mäßig überprüft werden, eine Fahrrad­klingel im Großstadt­ge­triebe sollte nicht überhört werden und die Proble­matik „links Abbiegen“ erfordert einen beweg­lichen Hals, der Rückspiegel reicht nicht in den toten Winkel.

Gute Rundum­sicht
Die Vorsorge zu Fahrtaug­lichkeit sollte eigentlich für jeden Verkehrs­teil­nehmer selbst­ver­ständlich sein. Eine Realis­tische Selbst­ein­schätzung der eigenen Fähig­keiten ist dafür Voraus­setzung. Das Einge­ständnis der eigenen Verän­de­rungen und dem Erkennen, was man vielleicht nicht mehr so gut kann, ist keine Katastrophe, für die meisten Probleme gibt es Lösungen. Einpark­hilfen und Navi-Systeme werden angeboten, auf bequeme Fahrer­sitze, gute Rundum­sicht und von innen zu justie­rende Rückspiegel ist zu achten und ein übersicht­liches, klares Armatu­ren­brett, das sich bei Dunkelheit nicht in der Front­scheibe spiegelt, ist wünschenswert. Auch der Autoin­dustrie ist klar, die meisten Autos werden von über 50 jährigen gekauft. Das Geschäft werden sie sich nicht entgehen lassen, sollten aber die Bedürf­nisse Älterer in der Entwicklung neuer Modelle mehr berück­sich­tigen, vor allem für mehr Sicherheit auf unseren Straßen.

Das Einge­ständnis der eigenen Verän­de­rungen und dem Erkennen, was man vielleicht nicht mehr so gut kann, ist keine Katastrophe, für die meisten Probleme gibt es Lösungen.

Für Lkw‑, Bus- und Taxifahrer ist es ab 50 Pflicht, sich alle fünf Jahre einem Test zu unter­ziehen. Um die uralte Diskussion: „Alter­grenzen für Autofahrer“ abzukürzen, oder einer neuen, gesetz­lichen Verordnung aus dem Wege zu gehen, könnte man auch beim nächsten Arztbesuch das meiste freiwillig erledigen und bestä­tigen lassen. Seit Jahren verhan­delten 700 Parla­men­tarier und 9000 Lobby­isten in Brüssel, über das für und wieder des Tauglich­keits­tests zu einem einheit­lichen EU ‑Führer­schein. Das Vorhaben eines vorge­schrie­benen Tauglich­keitstest schei­terte. Ab 2013 reicht ein Passbild für den EU-Führer­schein, der alle 10 bis 15 Jahre verlängert werden muss. Luxemburg hat eine Pflicht­un­ter­su­chung zur Fahrtüch­tigkeit ab dem 50 Lebensjahr. In der Schweiz müssen sich Autofahrer ab 70. ihre Fahrtüch­tigkeit von einem Arzt beschei­nigen lassen.

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Wieviel Auto braucht der Mensch? Und wie lange?
Das Auto für alle ist Zeichen von Wohlstand und Wachstum. Die indivi­duelle Mobilität ist Ausdruck von dabei sein, dabei bleiben, weiter kommen, mehr am aktiven Leben teilnehmen zu können. Die Wachs­tums­raten entwi­ckeln sich rasant. Trotz Klima­ka­ta­strophe, knappen Energie­res­sourcen, trotz des täglich zuneh­menden Verkehrs­chaos. Autos abschaffen ist Unsinn, aber alter­native Lösungen müssen und sollten gefunden werden. Auch der Verkehr geht mit der alternden Gesell­schaft in Rente. In den meisten Großstädten Deutschlands ist das Nahver­kehrs­system sehr gut präsen­tiert und bietet mit vielen Ermäßi­gungen schnellen und sicheren Transport. Die inner­städ­ti­schen Staus an Freitagen könnten sich sicher viele ersparen. Ein Umdenken ist notwendig, das Hinter­fragen eigener Gewohn­heiten würde schon vieles verändern.

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